Was lernen wir von Rahel Hirsch?

Anlässlich ihres 150. Geburtstags ehrte die Charité – Universitätsmedizin Berlin Prof. Dr. Rahel Hirsch, Namenspatronin des FRÖBEL-Kindergartens Charité Rahel Hirsch, mit einer Fest- und Gedenkveranstaltung.

Bronzebüste von Rahel Hirsch. Foto: Gudath/Charité

Rahel Hirsch zählt zu den Pionierinnen der Medizin in Deutschland und war 1913 die erste Frau, die im Königreich Preußen zur Professorin für Medizin ernannt wurde. Heute erinnern der Rahel-Hirsch-Weg sowie eine Bronzebüste am Campus Charité Mitte an die herausragende Medizinerin, wo am 15. September 2020 die Fest- und Gedenkveranstaltung stattfand.

Der in diesem Jahr eröffnete Kindergarten im Hufelandweg auf dem Campus Charité Mitte, den FRÖBEL gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin ins Leben gerufen hat, ist eine Oase für Kinder. Diese Einrichtung leistet zudem einen weiteren wichtigen Beitrag für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

„Wir sind der Charité sehr dankbar, dass sie diesen Beitrag leistet und bei der Schaffung neuer Kitaplätze tatkräftig hilft“ so Stefan Spieker, Geschäftsführer von FRÖBEL. „Das ist in Zeiten zunehmenden Platzmangels umso wichtiger, damit aus der Familienphase zurückkehrende Eltern verlässlich planen können, wann es wieder zurück an den Arbeitsplatz geht“.

Die Namenspatronin des Kindergartens spielt auch heute noch eine besondere Rolle. Rahel Hirsch war die zweite Ärztin an der Berliner Charité und die erste Professorin für Medizin in Preußen. Für den FRÖBEL-Kindergarten ein klarer Auftrag: „Für uns spielt das forschende Lernen eine wichtige Rolle für alle Kinder ganz gleich welchen Geschlechts. Die Kinder sollen ihre Umwelt erkunden, viele Fragen stellen und neue Zusammenhänge erschließen“ so die Leiterin des Kindergartens Paulina Woznicki. „Am Ende geht es darum, die Neugier und den Bildungshunger der Kinder zu fördern und damit leisten wir auch einen wichtigen Beitrag zur Sprachförderung.

„Die Geschichte von Rahel Hirsch hat für uns aber auch noch eine weitere Bedeutung“ so Betriebsratsvorsitzender Stephan Keitel. „Rahel Hirsch wurde zwar zur ersten Professorin für Medizin ernannt, sie erhielt damals aber keine Vergütung und war letztlich gezwungen, sich in ihrer Praxis selbständig zu machen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hier zeigt sich ganz deutlich, wo die historischen Wurzeln der Ungleichbezahlung von Männern und Frauen liegen – und leider sind die typischen Frauenberufe in Pflege und Erziehung immer noch viel zu schlecht vergütet. Auch daran sollte man an dem Geburtstag von Rahel Hirsch erinnern“.

 

FRÖBEL-Kindergarten Charité Rahel Hirsch

Der Kindergarten auf dem Campus Charité Mitte bietet liebevolle und kompetente Bildung, Erziehung und Betreuung für 25 Kinder im Alter von 1 Jahr bis Schuleintritt. https://charite-rahel-hirsch.froebel.info/

 

Prof. Dr. Rahel Hirsch (1870-1853)

Rahel Hirsch wurde am 15. September 1870 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Abitur studierte sie von 1885-89 Pädagogik in Wiesbaden und arbeitete bis 1898 als Lehrerin. Von 1898 bis 1903 folgte ein Studium der Medizin in Zürich, Leipzig und Straßburg, das sie mit Approbation und Promotion abschloss. 1903 begann sie auch ihre Tätigkeit als Internistin und Assistentin von Friedrich Kraus an der Charité. Damit war sie nach Helenefriederike Stelzner die zweite Ärztin in der Geschichte der Charité. Ab 1908 leitete sie die Poliklinik der II. Medizinischen Klinik und blieb bis 1919 an der Charité. Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leistungen wurde ihr 1913 als erster Medizinerin in Preußen der Professorentitel verliehen. Nach dem Ersten Weltkrieg war Rahel Hirsch vorwiegend in eigener Praxis tätig. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie als Jüdin verfolgt und emigrierte 1938 nach England, wo sie in bescheidenen Verhältnissen lebte und 1953 starb.